Interview in BRIGITTE Spezial

Was können die Sterne?

Ein Interview mit Roswitha Broszath

© Andreas Kirsch

 

Roswitha Broszath ist Astrologin, Heilpraktikerin, Homöopathin und heilkundliche Psychotherapeutin. Sie erstellt seit über 20 Jahren die BRIGITTE-Horoskope und führt ihre eigene Praxis in Berlin. In dem BRIGITTE-Standardwerk zur Astrologie stellt die Autorin die Charakteristika der zwölf Tierkreiszeichen zusammen, erläutert die jeweiligen Aspekte der Weiblichkeit und gibt Hilfestellung für die Herausforderungen des Lebens.

Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für die Astrologie entdeckt?

Schon immer haben mich die Dinge interessiert, die nicht so offensichtlich sind. Die Seele, das Unsichtbare, sicher auch der Sinn des Seins, die versteckten Botschaften hinter dem Offensichtlichen – all das fasziniert mich. Und so habe ich einen Beruf gewählt, in dem ich diese Leidenschaft ausleben kann.

Was können die Sterne, und was muss ich selbst tun, um die Person zu werden, die in mir möglicherweise in Konturen vorgegeben ist?

Die Sterne können richtig besehen gar nichts, obwohl wir meiner Auffassung nach mit allem, was in diesem Universum existiert, in Resonanz sind. Niemals aber sind die Sterne das bewirkende Prinzip. Die Astrologie kann Einblicke vermitteln, ein Gefühl für das eigene Potenzial schenken, ermuntern und aufbauen. Die Eigenarbeit, die Persönlichkeitsentwicklung aber muss jeder selbst leisten. Astrologie kann aber auch ein besseres Verständnis für sich selbst vermitteln und helfen, sich liebevoller anzunehmen.

Ist Astrologie nicht eine Glaubensangelegenheit, viel zu spirituell?

Astrologie ist kein Glaube, schon gar kein Religionsersatz, wie uns manchmal von Kritikern, die sich niemals ernsthaft mit Astrologie befasst haben, vorgeworfen wird. Ich glaube nicht an Astrologie, sondern sie ist für mich Instrument. Eine Hilfe zur Selbsterkundung und ein Kompass auf der Lebensreise, auch der Reise der Seele. Sie ist uraltes, überliefertes Wissen. Glauben muss auch der Klient nicht an Astrologie, wohl aber sollte er sich darauf einlassen. Bei der Homöopathie oder Psychotherapie ist es ja nicht anders.

Können Sie auch bei konkreten Fragen, z. B. Kinder ja oder nein helfen? Und sehen, wann der richtige Zeitpunkt für ein Kind ist?

Im Prinzip ja. Das Horoskop gibt Aufschluss darüber, wie wesentlich es ist, in diesem Leben ein Kind zu bekommen. Das ist ja nicht für jede Frau von essenzieller Bedeutung, für manche aber schon. Da zeigt das Horoskop deutlich, wie entscheidend der Kinderwunsch und wie wichtig das Kind für die eigene Entwicklung empfunden wird. Auch die Zeiten, in denen eine Schwangerschaft und Geburt thematisch im Vordergrund stehen, sind im Horoskop ablesbar.

Sie beschäftigen sich astrologisch intensiv mit den Frauen, wie es auch dieser Neuauflage Ihres Buches zugute kommt. Was verstehen Sie unter einer positiven Weiblichkeit?

Das Thema Weiblichkeit ist meiner Erfahrung nach äußerst sensibel. Denn was uns auch heute noch, nach Zeiten großer Emanzipationsprozesse, als Weiblichkeit vorgegeben wird, sind lediglich Teilaspekte derselben. Warm, aufbauend, nährend, intuitiv, einfühlend, unterstützend, gebärend – ja, das alles ist Weiblichkeit. Aber nicht ausschließlich! Frauen sind auch stark, zäh, kämpferisch, rebellisch, freiheitsliebend, logisch und selbstbestimmt. Ich weiß aus meiner Praxis, dass viele Frauen keinen selbstverständlichen, liebevollen Zugang zu ihrer Weiblichkeit haben und sich mit dem, was gesellschaftlich zugeordnet wird, nicht wohlfühlen. Deswegen liegt mir das Thema auch so am Herzen.

Sind die Eigenschaften eines Menschen vorherbestimmt, weil er in einem bestimmten Tierkreiszeichen und unter bestimmten Sternenkonstellationen geboren ist?

Bestimmte Eigenschaften werden kosmisch mitgegeben. Das Tierkreiszeichen allein ist natürlich nicht aussagekräftig. Ein komplettes Horoskop gibt einen sehr viel tieferen Einblick. Aber: Astrologie ist eine Hinweis-Diagnose, weder determinierend noch Fatum. Sicher aber ist: Kein Mensch kommt als leeres Blatt auf diese Erde, immer bringt er Anlagen, Wesenszüge, Charakteristika mit.

Wenn Sie an Vorherbestimmung glauben, habe ich dann noch einen Einfluss auf mein Leben?

Um es ganz deutlich zu sagen, an eine absolute Vorherbestimmung glaube ich nicht, wohl aber daran, dass einige Eckdaten, wie zum Beispiel Geburt, Tod, elementare Begegnungen vorherbestimmt sind. Das lässt uns aber einen enorm großen Spielraum der Entscheidung. Wie ich mit meinen Gaben umgehe, auf Ereignisse reagiere, meine Chancen annehme oder auch nicht, das ist meine Entscheidung.

Wenn jemand immer wieder auf denselben Partner reinfällt, ist das Schicksal?

Schicksal, nein! Es ist ein Muster, in das man immer wieder hineingerät. Durch pränatale, frühkindliche Prägung, Einflüsse, Informationen und Verletzungen und das, was man daraus als Verhalten oder Schutz entwickelt. Es ist häufig so schön die Rede von einem gewissen Beuteschema. Das gibt es, hat aber mit den Konditionierungen aus der Kindheit zu tun, die im Horoskop gut ablesbar sind – und die durch Bewusstmachung verändert werden können, empfindet man sie als leidvoll.

Sie schlagen viele Entspannungs- und Naturheilverfahren vor. Sind die Selbstheilungskräfte von Menschen größer als wir annehmen?

Der innere Arzt, die Selbstheilungskräfte, sind meiner Meinung nach der alles entscheidende Faktor. Niemals heilt der Behandler! Der Patient heilt sich durch seinen inneren Arzt immer selbst. Und zwar im Einklang mit dem Kosmos, denn ich glaube, dass auch Heilung zu einer bestimmten Zeit besser gelingt. In der Bibel heißt es: Alles hat seine Zeit, und jedes Ereignis unter dem Himmel hat seine Stunde.

Das Interview führte Britta Hansen
November 2009