Die Sterne zeigen mir etwas, aber sie sind nicht das verursachende Prinzip.
Auszug aus BRIGITTE woman, 01/2004, Autorin: Nina Grygoriew
Astrologie deckt also Verborgenes auf?
Zuerst einmal ist Astrologie eine Symbolsprache und ein Erklärungsmodell. Wenn ich Fragen habe zum Sinn des Lebens, wenn ich wissen will, was meine Aufgabe, was mein Ziel ist, hilft sie mir, einen für mich richtigen Weg zu finden. Ich kann mir Entwicklungsprozesse anschauen und eine Standortbestimmung vornehmen: Wie kann ich die Situation, in der ich gerade bin, verändern, welchen Nutzen kann ich daraus ziehen? Außerdem kommt der Mensch ja nicht als leeres Blatt auf die Welt, sondern bringt eine ganz bestimmte Lebensmatrix mit – Potenziale, Talente, bestimmte Empfindlichkeiten und Charaktereigenschaften, die für das Leben prägend sind. Über all diese Dinge kann mir die Astrologie Auskunft geben.
Dann gehen Astrologen davon aus, dass bereits eine Vielzahl von Anlagen vorhanden ist, wenn der Mensch auf die Welt kommt?
Ja, natürlich. Das merken Sie doch schon, wenn Sie Neugeborene beobachten. Das eine schreit, macht auf sich aufmerksam und ist ungestüm, das andere ist ruhig und geduldig. Und bis dahin hat äußerlich bis auf die Geburt noch gar nichts auf dieses Kind eingewirkt. Also scheinen doch unterschiedliche Charakterzüge vorzuliegen. Warum sollen dann nicht noch viel mehr Eigenschaften von Anfang an festgelegt sein?
Und diese kommen zustande, weil Menschen in einem bestimmten Tierkreiszeichen, unter bestimmten Sternenkonstellationen geboren sind?
Nein. Das darf man nicht verwechseln. Wenn Ihnen die Uhr anzeigt, es ist halb elf, zeigt sie die Zeit nur, sie hat sie nicht gemacht. Genauso ist es mit der Astrologie. Das ist es, was ich mit Symbolsprache meine. Die Sterne zeigen mir etwas, sie sind aber nicht das verursachende Prinzip. Wenn ich im Tierkreiszeichen Fische geboren bin, heißt das nicht: Zum Zeitpunkt meiner Geburt haben die Sterne in einer bestimmten Konstellation gestanden, und deshalb bin ich so, wie ich bin. Es heißt vielmehr: Aus dieser Konstellation kann ich erkennen, was ich in mein Leben mitbringe. Die Astrologie ist also lediglich ein Sprachrohr.
Ein Sprachrohr für wen?
Für Gott. Das ist meine feste Überzeugung. Er hat uns ganz bestimmte Voraussetzungen für unser Leben mitgegeben. Mit den Planeten hat er uns die Möglichkeit geschaffen, diese zu sehen und zu begreifen und damit uns selbst besser zu verstehen und unsere Fähigkeiten auszuloten. Es steht doch schon in der Bibel, dass es Zeichen gibt, die uns etwas sagen sollen. Warum sollen also nicht auch die Sterne Zeichen für uns sein? Wenn man daran glaubt, dass es Vorherbestimmung gibt, egal, ob die von Gott kommt oder von wem auch immer, dann ist die Astrologie unser Weg, diese Vorherbestimmung zu erfahren.
Was können die Sterne?
Was können die Sterne?
Ein Interview mit Roswitha Broszath
© Andreas Kirsch
Roswitha Broszath ist Astrologin, Heilpraktikerin, Homöopathin und heilkundliche Psychotherapeutin. Sie erstellt seit über 20 Jahren die BRIGITTE-Horoskope und führt ihre eigene Praxis in Berlin. In dem BRIGITTE-Standardwerk zur Astrologie stellt die Autorin die Charakteristika der zwölf Tierkreiszeichen zusammen, erläutert die jeweiligen Aspekte der Weiblichkeit und gibt Hilfestellung für die Herausforderungen des Lebens.
Schon immer haben mich die Dinge interessiert, die nicht so offensichtlich sind. Die Seele, das Unsichtbare, sicher auch der Sinn des Seins, die versteckten Botschaften hinter dem Offensichtlichen – all das fasziniert mich. Und so habe ich einen Beruf gewählt, in dem ich diese Leidenschaft ausleben kann.
Die Sterne können richtig besehen gar nichts, obwohl wir meiner Auffassung nach mit allem, was in diesem Universum existiert, in Resonanz sind. Niemals aber sind die Sterne das bewirkende Prinzip. Die Astrologie kann Einblicke vermitteln, ein Gefühl für das eigene Potenzial schenken, ermuntern und aufbauen. Die Eigenarbeit, die Persönlichkeitsentwicklung aber muss jeder selbst leisten. Astrologie kann aber auch ein besseres Verständnis für sich selbst vermitteln und helfen, sich liebevoller anzunehmen.
Astrologie ist kein Glaube, schon gar kein Religionsersatz, wie uns manchmal von Kritikern, die sich niemals ernsthaft mit Astrologie befasst haben, vorgeworfen wird. Ich glaube nicht an Astrologie, sondern sie ist für mich Instrument. Eine Hilfe zur Selbsterkundung und ein Kompass auf der Lebensreise, auch der Reise der Seele. Sie ist uraltes, überliefertes Wissen. Glauben muss auch der Klient nicht an Astrologie, wohl aber sollte er sich darauf einlassen. Bei der Homöopathie oder Psychotherapie ist es ja nicht anders.
Im Prinzip ja. Das Horoskop gibt Aufschluss darüber, wie wesentlich es ist, in diesem Leben ein Kind zu bekommen. Das ist ja nicht für jede Frau von essenzieller Bedeutung, für manche aber schon. Da zeigt das Horoskop deutlich, wie entscheidend der Kinderwunsch und wie wichtig das Kind für die eigene Entwicklung empfunden wird. Auch die Zeiten, in denen eine Schwangerschaft und Geburt thematisch im Vordergrund stehen, sind im Horoskop ablesbar.
Das Thema Weiblichkeit ist meiner Erfahrung nach äußerst sensibel. Denn was uns auch heute noch, nach Zeiten großer Emanzipationsprozesse, als Weiblichkeit vorgegeben wird, sind lediglich Teilaspekte derselben. Warm, aufbauend, nährend, intuitiv, einfühlend, unterstützend, gebärend – ja, das alles ist Weiblichkeit. Aber nicht ausschließlich! Frauen sind auch stark, zäh, kämpferisch, rebellisch, freiheitsliebend, logisch und selbstbestimmt. Ich weiß aus meiner Praxis, dass viele Frauen keinen selbstverständlichen, liebevollen Zugang zu ihrer Weiblichkeit haben und sich mit dem, was gesellschaftlich zugeordnet wird, nicht wohlfühlen. Deswegen liegt mir das Thema auch so am Herzen.
Bestimmte Eigenschaften werden kosmisch mitgegeben. Das Tierkreiszeichen allein ist natürlich nicht aussagekräftig. Ein komplettes Horoskop gibt einen sehr viel tieferen Einblick. Aber: Astrologie ist eine Hinweis-Diagnose, weder determinierend noch Fatum. Sicher aber ist: Kein Mensch kommt als leeres Blatt auf diese Erde, immer bringt er Anlagen, Wesenszüge, Charakteristika mit.
Um es ganz deutlich zu sagen, an eine absolute Vorherbestimmung glaube ich nicht, wohl aber daran, dass einige Eckdaten, wie zum Beispiel Geburt, Tod, elementare Begegnungen vorherbestimmt sind. Das lässt uns aber einen enorm großen Spielraum der Entscheidung. Wie ich mit meinen Gaben umgehe, auf Ereignisse reagiere, meine Chancen annehme oder auch nicht, das ist meine Entscheidung.
Schicksal, nein! Es ist ein Muster, in das man immer wieder hineingerät. Durch pränatale, frühkindliche Prägung, Einflüsse, Informationen und Verletzungen und das, was man daraus als Verhalten oder Schutz entwickelt. Es ist häufig so schön die Rede von einem gewissen Beuteschema. Das gibt es, hat aber mit den Konditionierungen aus der Kindheit zu tun, die im Horoskop gut ablesbar sind – und die durch Bewusstmachung verändert werden können, empfindet man sie als leidvoll.
Der innere Arzt, die Selbstheilungskräfte, sind meiner Meinung nach der alles entscheidende Faktor. Niemals heilt der Behandler! Der Patient heilt sich durch seinen inneren Arzt immer selbst. Und zwar im Einklang mit dem Kosmos, denn ich glaube, dass auch Heilung zu einer bestimmten Zeit besser gelingt. In der Bibel heißt es: Alles hat seine Zeit, und jedes Ereignis unter dem Himmel hat seine Stunde.